Samstag, 9. Juni 2012

Dem GEA war er zu lang

Hier der von Michael Staiger verfassten Leserbrief an den GEA; er wird ihn in gekürzter Form noch einmal schreiben.

Gegenargumente (kursiv geschrieben) eines Lichtensteiners zu den Aussagen der Jungen Union Lichtenstein im GEA

LICHTENSTEIN. Der CDU-Nachwuchs aus Lichtenstein macht sich für die Deckeltrasse stark. Da sie finanziell wie verkehrstechnisch am günstigsten sei, komme für die Junge Union bei einem Neubau der B 312 nur die Trasse 1b mitten durch Unterhauen infrage.

„Finanziell günstig“ ist natürlich nicht richtig, die Variante 3 über die Stuhlsteige ist selbst in der Berechnung vom RP deutlich billiger.
“Verkehrstechnisch günstig“ nicht mal für den Durchgangsverkehr, denn vom Ortseingang Unterhausen bis Ortsausgang Engstingen kann auf den ganzen 8km nicht überholt werden. Lichtenstein hat davon sowieso nichts – ausser weiterhin Lärm und Abgase im Tal.

Gegenüber allen anderen Varianten böte diese die größte Entlastung (78 Prozent)

„Entlastung“ für wen? Doch nur für Oberhausen und die im Bereich des Deckels wohnenden. Dafür werden dann in Oberhausen und Honau andere Wohngebiete wegen der übermäßigen Steigung auf dem Hangviadukt deutlich stärker beschallt.

sowie auch die Möglichkeit der Realisierung einer Regionalstadtbahn, welcher die JU offen gegenüberstünde.

Die Stadtbahn war nur durch die alte Variante 1 betroffen, die Variante 1b wurde dafür um eine Bergfahrspur reduziert – kein sonderlicher Fortschritt, besonders im unteren Bereich mit 8% Steigung.

Man müsse realistisch bleiben, schreibt der CDU-Nachwuchs in seiner Pressemitteilung. Schließlich seien die Trassen am Rande des Tals oder gar die von der Gemeinde seit 2003 favorisierte Trasse 7c durch das Zellertal an Holzelfingen vorbei in Anbetracht begrenzter finanzieller Ressourcen »völlig utopisch«.

Wie schon gesagt, obwohl m.E. das RP die Variante 3 teuergerechnet hat, ist sie auf alle Fälle die billigste.

Die Junge Union will laut ihrem Vorsitzenden Lukas Felder jetzt klarstellen, woran es liege, dass nichts vorwärtsgehe. Die CDU-Landtagsabgeordneten Dieter Hillebrand und Karl-Wilhelm Röhm träfe keine Schuld. Vielmehr warteten diese seit Langem auf ein klares Signal des Lichtensteiner Gemeinderats und des Bürgermeisters. Bürgermeister Peter Nußbaum habe mit großen Worten die Diskussion vor Ort angekündigt, jedoch habe dieser nach über einem Jahr Amtszeit es nun offensichtlich nicht mehr eilig.

Die „Jungunionler“ scheinen mir sehr jung, denn 4 Jahrzehnte unionsregiertes Baden-Württemberg haben sie wohl nicht mehr erlebt?
Damals waren sogar die Bürgermeister von der richtigen Partei, da wäre genug Gelegenheit für eine innerparteiliche Intervention in Stuttgart, Bonn und Berlin gewesen.
Jetzt, nach dem Wechsel in Lichtenstein und Stuttgart soll es nun plötzlich ganz schnell geschehen?

»Wir fragen uns, was es noch zu entscheiden gibt. An der Trasse 1b führt kein Weg vorbei«, so der Parteinachwuchs. Dieser Meinung sei unter anderem auch das Regierungspräsidium und die Nachbarstadt Pfullingen.

Wer sich für die Variante 1 entscheidet, verlagert die Belastung nur von den einen Lichtensteinern auf die anderen Lichtensteiner!
Eine solche Entscheidung darf vielleicht das RP treffen, keinesfalls jedoch jemand aus Lichtenstein!
Und für Pfullingen bringt diese Variante keine Änderung oder Verbesserung


Zügige Entscheidung gefordert

Bereits vor einem Jahr habe die Gemeindeverwaltung Hilfe bei Verkehrsminister Winfried Herrmann gesucht, der aber den Tipp geben habe, Blumenkübel auf die Hauptstraße zu stellen. Es bringe nichts, so die JU, weiter, auf die Barmherzigkeit der Grünen zu hoffen, denn der Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein Verkehrsminister lehnten den Straßenbau konsequent ab. Zwar äußerte Hermann, er würde wichtige Verkehrsprojekte unterstützen, doch außer Bürgermeister Nußbaum glaube wohl niemand daran, dass die Grünen eine Entlastung für Lichtenstein als wichtig einstuften.

Schon die Wortwahl ist entlarvend, bisher war alles in Ordnung, jetzt mit Nussbaum und den Grünen geht es scheinbar bergab?

Die Eigenversorgung mit Wasser im Echaztal genieße hohe Priorität. Einer Gefährdung der Quellen beim Bau der Deckeltrasse werde aber entgegengewirkt durch Aufwendung von 18 Millionen Euro, die sich in den Gesamtkosten der Trasse 1b von 124,5 Mio. Euro wiederfänden.

Die 18 Millionen sind im Falle einer Quellenschädigung für einen Anschluss Lichtensteins an die Bodensee-Wasserversorgung.
Ob unsere Quellen durch den Tunnelbau quer durch den Grundwasserstrom geschädigt werden oder nicht, kann anscheinend niemand vorhersagen.
Aber wenn´s passiert, ist es vorbei mit eigenem Wasser!

Es sei klar, so die Junge Union weiter, dass die von Lärm und Abgas geplagten Anwohner große Bedenken gegenüber der JU-Wunschtrasse haben. Sie verweisen auf Dußlingen, wo jüngst die Bundesstraße 27 erfolgreich unter die Erde gelegt worden sei. Dies sei im gleichen Verfahren geschehen, wie es nach Ansicht der JU für Unterhausen am Besten wäre: »Einen Graben ausheben und Betonplatten drauflegen.« Nach den Bauarbeiten seien die Anwohner entlastet und die allgemeine Lebensqualität im Ort steige wieder.

Auch durch Wiederholen wird es nicht anders, Variante 1 ist nur eine Verlagerung der Belastung von den Einen auf die Anderen innerhalb der Gemeinde.
Der Dusslinger Tunnel ist bautechnisch nicht vergleichbar, er liegt z.B. Längs im Tal während der Unterhausener das stark Grundwasser führende Tal komplett quert und aufgrund des schlechten Baugrunds auf bis 40m tiefe Pfeiler gestellt werden müsste. Das Verhalten des Grundwassers sei nicht wirklich vorhersehbar.

Schlussendlich erwarte die Junge Union vom Gemeinderat eine zügige Entscheidung, denn der Landtagsabgeordnete Karl-Wilhelm Röhm stünde in den Startlöchern und würde sich für die Bürger im Echaztal einsetzen. Grundlage hierfür sei jedoch, dass sich Regierungspräsidium und Gemeinde Lichtenstein einig werden. (a)

Das tut er auch bei der Variante 3, zumal davon dann alle Lichtensteiner profitieren und dazu noch die Pfullinger entlang der Römer-, Seiten- und Friedrichstrasse, die bisher vom Ursulaberg-Tunnel nicht profitieren konnten.


Michael Staiger
Lichtenstein